Ausstellung des Treffpunkts Architektur Ober- und Mittelfranken vom 14. September – 16. Oktober 2022
Text: Carmen Dittrich
Zwei Architektinnen, zwei Architekten und eine gemeinsame Leidenschaft – zeichnen und malen. Diese Leidenschaft haben sie schon in ihrer Jugend entdeckt und sie mag mit dazu beigetragen haben, dass sie ihren Beruf gewählt haben. Auf dem Papier entsteht der Raum aus dem Erinnern: Architekturraum – Kunstraum – Naturraum. Und es geht dabei auch um das Erleben mit allen Sinnen und MIT OFFENEN AUGEN.
Bei der Ausstellung des Treffpunkts Architektur, die von Mitte September bis Mitte Oktober in den Räumlichkeiten der Bayerischen Architektenkammer „Auf AEG“ zu sehen war, präsentierten Matthias Dietz, Brigitte Graf-Nekola, Edith Groß und Hans Hesselbach ihre gemeinsame Leidenschaft auf sehr unterschiedliche Weise. Und doch ist ihren Arbeiten gemeinsam, dass sie mit Stift oder Pinsel farb- und kontrastreich imaginäre oder reale Räume mit besonderer Atmosphäre erspüren, deren Essenz ergründen und sie bildlich einfangen. Die gezeigten Arbeiten eröffnen auch eine neue Perspektive. Und die Möglichkeit, Bekanntes aus anderen Blickwinkeln zu sehen.
Das war es auch, weshalb die Ausstellung so spannend war. Und dabei wurde nicht einmal die gesamte Bandbreite der Arbeiten sichtbar, die im Kontext der einmal im Monat stattfindenden „Malstunde“ entstanden sind, die, nachdem sie Hans Hesselbach ins Leben gerufen hatte, unverzichtbarer und unverwechselbarer Bestandteil im Programm des Treffpunkts Architektur Ober- und Mittelfranken geworden ist.
Die Ausstellungsbesucher waren denn auch sichtlich begeistert und zwar auch die, die dem Zeichnen, Aquarellieren und Malen entwöhnt zu sein scheinen. Letzteres ist jedenfalls den Besucherkommentaren zu entnehmen. Sie reichten von „ich habe auch schon lange nicht mehr gemalt“ über „da bin ich schon raus“ bis hin zu „ich kann das nicht mehr“. Aber, lassen Sie sich das gesagt sein: Alle, die sehen und einen Stift oder Pinsel halten können, können einen Raum auf einem Blatt Papier definieren! Und wenn es nur einmal im Monat am Samstagnachmittag im Kreise der Kolleginnen und Kollegen bei der „Malstunde“ ist.
Passend zum Ausstellungsthema „MIT OFFENEN AUGEN“ fand ein hochinteressantes Rahmenprogramm statt. Der Theologe, Pädagoge und Philosoph Martin Lindemann hat es begleitet: Er arrangierte eine Führung durch die Ausstellung, bei der sich intensive Gespräche der Teilnehmerinnen und Teilnehmer über die Kunstwerke entwickelten. Und er moderierte eine Podiumsveranstaltung mit Bildhauer Uli Olpp, Landschaftsarchitekt Helmut Rösel und Prof. Meike Weber, bei der sich ein „dichter“ Diskurs über die Rolle entspann, die Kunst, Natur, Architektur und Raum aktuell spielen und über die Beziehung, in der sie zueinander stehen. Diese beiden Veranstaltungen machten Lust auf weitere Gespräche. Und so machte sich eine große Gruppe mit Martin Lindemann auf den Weg zum architekturphilosphischen Spaziergang durch die Nürnberger Altstadt. Er führte von der Burg über das Pellerhaus und St. Sebald zum Hauptmarkt nach St. Lorenz. Und an den jeweiligen Orten öffnete Lindemann die Augen dafür, dass geschichtsgesättigte Architekturen auch existentielle Fragen an uns als Individuen und als gesellschaftliche Wesen stellen. Für die Teilnehmenden war das der Anstoß, Raum einmal nicht als Architektin oder Architekt zu betrachten, sondern einfach mit offenen Augen.